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Als ich neulich im Band 2 der Reihe ‚Takemusu Aikido‘ von Morihiro Saito blaetterte, stiess ich auf Shihonage. Nun ist Shihonage nicht gerade eine Technik fuer Fortgeschrittene, doch ich sah mir das Kapitel gluecklicherweise dennoch an und wurde mit gleich zwei Einsichten belohnt, als ich mir die Variationen gegen den Angriff Katate-Ryote-Tori (also zwei Haende greifen ein Handgelenk, auch bekannt als Morote-dori) ansah.

Vorweg muss ich erklaeren, dass zwei Ausfuehrungen gegen diesen Angriff naheliegen: Entweder man ignoriert die Gyaku-Hand und fuehrt die Technik genauso aus, als waere man aus Ai-Hanmi angegriffen worden; oder man ignoriert die Ai-Hand und fuehrt logischerweise die Technik aus, als waere man aus Gyaku-Hanmi angegriffen worden.

Nun hatte ich mal gelernt, dass eine von beiden die Richtige sei. Doch ich konnte mir einfach nicht merken warum! War es diese oder jene?! Es ist mir voellig unerklaerlich, warum ich zehn Jahre gebraucht habe, um das zu erkennen, was nun im besagten Buch gezeigt wurde. Es sind natuerlich beide richtig! Eine traegt das Praefix Uchi-Dori, die andere ist Soto-Dori. Ich will damit nicht sagen, dass in aehnlichen Zweifelsfaellen ebenfalls und immer zwei konkurrierende Varianten richtig sind, doch in diesem Fall war es so.

Mir scheint dies ein Musterbeispiel fuer ‚die dritte Alternative‘ zu sein. Wenn sich zwei Menschen in einem Konflikt ernsthaft und aufrichtig um eine Loesung bemuehen, dann finden sie eine, die besser ist, als die jeweils vorher ausgedachten. Sie finden die dritte Alternative. Ich bin nicht ganz so optimistisch wie Dr. Stephen Covey und glaube nicht, dass dies in jedem Fall moeglich ist, doch ist diese Annahme eine gute Grundhaltung, die einen ermutigt den Standpunkt des anderen zu durchdringen und zu verstehen und nicht engstirnig auf die eigene Idee zu beharren. Es gilt den alten Spruch zu widerlegen: Bei einem guten Kompromiss sind am Ende alle unzufrieden.